Innviertler der WOCHE

„Auflagen anzuordnen, dabei tolerant und mit Augenmaß vorzugehen, bedeutet eine besondere Herausforderung.“
„Auflagen anzuordnen, dabei tolerant und mit Augenmaß vorzugehen, bedeutet eine besondere Herausforderung.“

Seit 40 Jahren Konsumentenschützer

Erwin Staudinger ist der Erfahrenste in der Lebensmittelaufsicht

 

Von Monika Raschhofer

 

Seit 40 Jahren ist Erwin Staudinger im Bezirk Braunau in der Lebensmittelaufsicht tätig und somit landesweit Dienstältester in seinem Sektor. Er prägt das Geschehen und ist im Bezirk bei Wirten, Geschäftsleuten und Festveranstaltern bestens bekannt.

 

1973 hat er den Dienst in der Bezirkshauptmannschaft Braunau angetreten, damals galt noch österreichisches Lebensmittelrecht. Inzwischen gibt es EU-konforme Gesetze und Verordnungen, die lokal zu vollziehen sind. Die Toleranzrahmen sind oft gering, was besonders kleine Betriebe vor Herausforderungen stellt. Das Bundesministerium erstellt einen Revisions- und Probenplan, der für Staudinger Zielvorgabe ist.

 

Umfassendes Fachwissen musste er sich aneignen, weil Beanstandungen und Maßnahmen direkt vor Ort verbindlich anzuordnen sind, wenn etwas nicht passt. Fingerspitzengefühl bei den Entscheidungen in Verbindung mit freundlichem und respektvollem Umgang sind die Markenzeichen von Staudinger, der sehr kontaktfreudig ist.

 

Während seiner 40-jährigen Berufslaufbahn musst er dennoch etwa 100 Tonnen an nicht sicheren Lebensmitteln beschlagnahmen, darüberhinaus während des Wein-Skandals mehrere tausend Liter Glykol-Wein. Nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl verstrahlte Lebensmittel zu selektieren, war auch seine Aufgabe. Gammelfleisch, Dioxin, EHEC-Keime, Listerien – immer wenn Lebensmittelskandale die Welt bewegen, ist auch Erwin Staudinger im Bezirk Braunau damit befasst.

 

In erster Linie muss er aber kontrollieren, ob Lebensmittel in Ordnung sind, und Sanktionen einleiten, wenn dies nicht der Fall ist. Beratung von Produzenten, Händlern und Konsumenten sind eine wichtige Basis für das Verstehen von Lebensmittelsicherheit. Oberamtsrat Staudinger ist auch Kontrollorgan bei Sommerfesten und Veranstaltungen und deshalb den Vereinsverantwortlichen bestens bekannt. Bei seinem Engagement im Sinne des Konsumentenschutzes ist Vertrauen ein Schlüsselwort.

 

Quelle: Braunauer Warte vom 23.5.2013 www.nachrichten.at.

Erwin Staudinger: Der Mann, den jeder Gastwirt im Bezirk kennt

Bild: OÖ Nachrichten, weid
Bild: OÖ Nachrichten, weid

BRAUNAU. Erwin Staudinger ist nicht unbedingt ein angsteinflößender Mann. Klopft er allerdings an eine Wirtshaustür, kann es vorkommen, dass dem einen oder anderen Gastwirt unwohl wird in seiner Haut. Erwin Staudinger ist Lebensmittelpolizist.

 

„Wir, Adele, meine bessere Hälfte und ich, leben in einem Zweipersonenhaushalt und kaufen in kleinen Mengen ein. Da läuft nicht viel ab. Dann und wann vielleicht ein Stückerl Schokolade. Wenn keine Nüsse drinnen sind, die werden leicht ranzig, kann man sie auch nach dem Ablaufdatum noch essen“, antwortet der Lebensmittelpolizist auf die Frage, ob er auch privat im Umgang mit Lebensmitteln so streng sei.

Beruflich bedingt kennt er die Braunauer Lebensmittelbranche wie seine Westentasche. „Ich weiß ganz genau, wo ich was in welcher Qualität kaufen und wohin ich essen gehen kann.“ Betriebe, um die er privat einen weiten Bogen macht, sieht er sich dafür im Job ganz genau an.

 

Mäuse, Maden und Schaben

440 Kontrollen hat er im Vorjahr durchgeführt. Für 1250 Betriebe ist er zuständig. Krankenhäuser, Seniorenheime und Schulausspeisungen gehören genauso dazu wie Speise–eishersteller, Metzgereien, Wirtshäuser und Kebapstände. „Außerdem haben wir hier in Braunau einige Betriebe von internationaler Bedeutung, die sich sehen lassen können.“

Der überwiegende Anteil der Lebensmittelbetriebe würde einen Platz im Mittelfeld einnehmen, was das Einhalten von Bestimmungen betrifft. Doch im offenen Gespräch gelinge es immer wieder, einen gemeinsamen Nenner zu finden, mit dem beide Seiten leben können. Da komme es im schlimmsten Fall zu einer kostenpflichtigen Nachkontrolle. Und manchmal drückt er auch ein Auge zu: „Weil es keinen Sinn macht, einem Wirt eine Investition von 70.000 Euro vorzuschreiben, wenn er in einem Jahr in Pension geht und keinen Nachfolger hat.“

Es gibt allerdings auch echte schwarze Schafe. Bei ihnen kann es vorkommen, dass der Lebensmittelpolizist zu schärferen Maßnahmen greift. Im Vorjahr brachte er 100 Fälle zur Anzeige, die Höhe der Strafen belief sich auf bis zu 20.000 Euro.

Selbstverständlich werden auch Sperren verhängt. Überraschend angebrachte Schilder wie „Betriebsurlaub“ oder „Wegen Krankheit geschlossen“ seien oft Indikatoren für einen „aufgeflogenen unsauberen Arbeitsstil“.

Mäuse kommen Erwin Staudinger genauso unter wie Maden oder Schaben. Ekelerregende und verschimmelte Lebensmittelreste in Kühlhäusern gehören zum täglichen Brot des Kontrollors. Staudinger hat einen Riecher dafür, wenn etwas nicht passt. „Im Laufe der Zeit entwickelt man schon ein gewisses G’spür für die Leute.“

Mit 19 Jahren war Staudinger der jüngste Lebensmittelpolizist im Land. Zu Beginn hatte er es nicht immer leicht, zumal er es auch mit stämmigen, dickköpfigen Metzgern aufnehmen musste, die sich von dem damals jungen „Bürscherl“ nichts sagen ließen.

Staudinger war auch dabei, als im Zuge des Weinskandals 1985 Tausende Liter Wein entsorgt werden mussten. Die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl war eine weitere Herausforderung, wie auch der Gammelfleischskandal im Bezirk.

 

Wordrap - 7 Fragen an Erwin Staudinger

Meine Lieblingsspeise ... Tafelspitz.

Speckbrot oder Sachertorte? Sachertorte, ich habe eine Schwäche für Süßes.

Für welches Gericht ich mich vor den Herd spannen lasse.
Ich lasse mich bekochen.

Wann haben Sie vor, sich in die Pension zu verabschieden und wie wollen Sie dann Ihren Ruhestand ausrichten? Voraussichtlich 2015, dann habe ich mehr Zeit für Reisen und Sport.

Welche Persönlichkeit, ob tot oder lebendig, würden Sie gerne einmal treffen? Sir Peter Ustinov.

Wie würden Sie sich mit drei Worten selbst beschreiben? Zielstrebig, tolerant, freundlich.

Mein Leitspruch: Was man gerne macht, macht man gut!

 

Bericht: OÖ Nachrichten vom 26.1.2012

Quelle: www.nachrichten.at

„Meine Dienstwaffe ist das Thermometer“

RIED. Vom Lastwagen bis zum Babyschnuller untersucht die Lebensmittelaufsicht so ziemlich alles, was mit Lebensmitteln zu tun hat. Gerhard Wimmesberger berichtet aus seinem Arbeitsalltag.

 

Die Lebensmittelaufsicht ist für 750 Betriebe im Bezirk Ried zuständig. Sie kontrolliert nicht nur Gast- und Handelsbetriebe, sondern auch Gebrauchsgegenstände für Küchen und auch Schnuller auf giftige Rückstände.

Auf dem Schreibtisch von Gerhard Wimmesberger liegen Fotos, die nicht gerade Appetitliches zeigen: Eine Küche eines Kaffeehauses, die total versaut ist. Bei dem Anblick braucht man einen guten Magen. „Ja, das kommt vor, ist aber doch eher selten, die Bilder sind allerdings tagesaktuell“, so das zuständige Lebensmittelaufsichtsorgan des Bezirkes.

 

500 Betriebskontrollen

Rund 500 Lebensmittelbetriebe werden pro Jahr kontrolliert, dazu kommen 150 Proben, wobei von der Wurst über das fertige Gulasch alles kontrolliert wird. „Es gibt kaum etwas, das wir nicht kontrollieren, es geht bis zum Fernlaster aus der Türkei, der Haselnüsse geladen hat und auch schon wieder die Heimreise antreten musste, weil die Nüsse Schimmelbefall aufwiesen“, sagt er. Auch Gebrauchsgegenstände für Küchen und Spielsachen fallen unter das Lebensmittelsicherheitsgesetz.

Gerhard Wimmesberger ist seit 2005 in Ried, und seit 2006 sind unsere Gesetze zu beinahe 100 Prozent EU-harmonisiert. Es handelt sich dabei korrekt um das Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz.

Grundsätzlich stellt der für Ried zuständige Lebensmittelpolizist den Betrieben ein gutes Zeugnis aus. Am ehesten gibt es bei der Lagerung von Nahrungsmitteln Grund zur Beanstandung. „Deshalb ist das Thermometer meine Dienstwaffe“, sagt der ausgebildete Fachmann der chemischen Betriebstechnik.

Die gezogenen Proben werden in Speziallabors untersucht. In seinen Bereich fallen auch Molkereien, Brauereien und Direktvermarkter. Er empfiehlt den Konsumenten, den Mund aufzumachen, wenn sie etwas zu beanstanden haben. „Wenn eine Verkäuferin die Ware mit der bloßen Hand angreift und damit dann Geld kassiert, ist das nicht O. K., da soll man auch etwas sagen“, empfiehlt er.

 

Strafen bis zu 3.000 Euro

Hygiene und zugleich guter Geschmack? Nein, das lässt sich leider nicht ableiten, dann wäre die Sache leicht. Er weiß, dass in Privathaushalten viel mehr weggeworfen wird als in gut geführten Betrieben.

Die Herkunft der Lebensmittel lässt sich in vielen Fällen nicht nachvollziehen. „Einfach ist es noch bei Gemüse oder Rindfleisch, dort muss das Herkunftsland gekennzeichnet sein.“

Gerhard Wimmesberger empfiehlt Konsumenten, beim Einkauf kritisch zu hinterfragen, woher die Ware kommt und sagt: „Jeder muss selbst entscheiden, ob er kauft oder nicht.“

Betriebe werden bei Verstößen aufgeklärt, verwarnt oder mit Geldstrafen bis zu 3.000 Euro zur Kasse gebeten. Im Extremfall könne es auch zu Betriebsschließungen kommen, sagt Wimmesberger.

 

Bericht: OÖ-Nachrichten vom 18. März 2010

Quelle: www.nachrichten.at

Der Agent für Konsumentenschutz: Lebensmittelkontrolleur Staudinger

BRAUNAU. Lebensmittelpolizist Erwin Staudinger ist bei fast jedem Wirt im Bezirk bekannt. Der Konsumentenschutz steht bei ihm an oberster Stelle.

 

„Grüß Gott, Lebensmittelkontrolle“, mit einem Lächeln auf den Lippen geht Lebensmittelkontrolleur Erwin Staudinger auf eine Brotverkaufsstelle zu. „Sie kennen mich bestimmt noch vom letzten Jahr“, sagt er und drückt fest die Hand der Brotverkäuferin. Sie bittet ihn sofort freundlich in ihren Brotwagen und schon wird alles durchsucht.

Die Anzahl von solchen unangekündigten Kontrollen orientiert sich am Risiko. Unternehmen mit hohem Risikofaktor, wie beispielsweise Großküchen oder Schulausspeisungen, oder solche mit großen Mängeln werden jährlich kontrolliert, bei großer Gefahr für den Konsumenten sogar öfter. Alle weiteren untersucht die Lebensmittelaufsicht alle zwei bis drei Jahre.

Vergangenes Jahr gab es keine Probleme bei dem Verkaufsstand. Heuer muss wieder alles angesehen werden. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sagt Erwin Staudinger und zielt mit seinem Infrarotgerät auf die eingekühlten Lebensmittel, um die Temperatur zu messen. Es sind zirka sechs Grad, was völlig in Ordnung ist. Alle weiteren Punkte, wie Sauberkeit und Ablaufdatum, wurden geprüft und für gut befunden. „Haben Sie noch Fragen an mich?“, fragt er. Sie hat keine, er verabschiedet sich und fährt zum nächsten Termin. „Eigentlich gibt es hier keine Schwierigkeiten“, erklärt der Lebensmittelpolizist.

 

Kinder besonders gut schützen

Dennoch müssen solche Brotverkaufsstände öfter kontrolliert werden als andere Läden. Der Konsumentenschutz ist das wichtigste Ziel: Man muss die Verbraucher vor gesundheitsschädlichen Lebensmitteln schützen. „Für Kinder und Menschen mit Behinderung gilt das natürlich doppelt“.

Ortswechsel: Der nächste Betrieb, der an diesem Tag kontrolliert wird, ist eine Großküche für Schüler. Hier herrschen penible Hygieneregeln: Haarnetz, Schutzmantel und ein Schmutzschutz für Straßenschuhe. Erst dann darf man in die Großküche eintreten.

Der Chefkoch sieht den Lebensmittelkontrolleur schon vom Fenster aus und macht ihm gerne auf. Nachdem er sich umgezogen hat, tritt er in die Küche und kontrolliert zunächst die Lagerräume, dann die Küche und schließlich die Speisenausgabe. Mit seinem geschulten Auge erkennt er gleich kleinste Mängel, wie beispielsweise eine abgelaufene Suppenpackung. „Ist aber noch in Ordnung, da solche Packerl auch drei Monate nach dem Ablaufdatum noch verbraucht werden dürfen“, erklärt der Lebensmittelinspektor.

„Nach 36 Jahren Berufserfahrung fällt einem eben alles schneller ins Auge“, erklärt Staudinger. Im Bezirk Braunau hat er es mit 900 Betrieben zu tun, die kontrolliert werden müssen, „da hab ich jede Menge Erfahrung.“ Nach einer Kontrolle sämtlicher Räume, Temperaturmessungen bei verschiedensten Lebensmitteln und Kontrolle der Schädlingsfallen bittet Erwin Staudinger zu einem Gespräch. „Das wird nach jeder großen Kontrolle gemacht“, berichtet er. Im Büro des Chefkochs bittet Staudinger um die Proben der vergangen Mahlzeiten. Ein kleiner Teil jeder Mahlzeit der vergangenen drei Wochen wurde eingefroren und aufbewahrt. So schützt sich der Koch bei Anschuldigungen seiner Gäste. Bei Bedarf werden diese Proben ins Labor geschickt und analysiert.

Der Lebensmittelkontrolleur ist zufrieden mit der Großküche. Nur Deckel für die Papierhandtuchbehälter müssen beschafft werden. „Ich suche nicht penibel nach irgendwelchen Mängeln“, sagt Staudinger, „wenn ich einen Betrieb mit gutem Gewissen verlassen kann, dann ist das in Ordnung“.

Doch bei zehn bis 15 Prozent der Betriebe ist dies nicht der Fall. Problemfälle werden öfter kontrolliert und da spart er auch nicht mit Lebensmittelproben und Strafen für Vergehen. Dennoch begegnet er den Menschen mit viel Anerkennung und Respekt, „so erreicht man die Menschen einfach viel besser.“ Nach der Großküche zieht er sein Haarnetz, seinen weißen Schutzmantel und den Schmutzschutz der Schuhe aus und fährt zum nächsten Einsatz.

Diesmal geht es in ein Lagerhaus. Der Hygieneunterschied zur Großküche ist enorm, hier setzt Staudinger andere Schwerpunkte: Mottenfallen, Haltbarkeitsdaten und Lagerumstände. Auch dieser Betrieb hat nur wenige Mängel. Nachdem die Kontrolle abgeschlossen ist, bittet er den Leiter wieder zum Gespräch. Kleine Mängel sind ihm aufgefallen: Der Gefrierschrank ist nach vorne zu drehen, sodass man die Temperatur ablesen kann und die Mottenfallen sollen besser gekennzeichnet werden. Freundlich erklärt er dem Leiter seine Anliegen und stößt auf Verständnis. Nach dem Gespräch verabschiedet sich Erwin Staudinger mit dem Satz „Bis zum nächsten Mal!“

 

Bericht: OÖ-Nachrichten vom 26. November 2009

Quelle: www.nachrichten.at